Vom Papier zum Stoff

Manchmal ist es frustrierend. Da arbeitet frau fast täglich an ihrem Projekt, müht sich ab um irgendwie noch ein Stündchen frei zu kriegen neben Haushalt und Garten und sonstigen Verantwortungen, und kriegt doch das Gefühl kaum voran zu kommen.

Aber dann kommt plötzlich alles zusammen, verfügbare Zeit und Motivation und irgendwo eine kritische Schwelle im Prozess überwunden (in diesem Fall: das Schnittmuster fertig haben und von Papier auf Stoff wechseln), und dann geht alles viel schneller als man glauben würde.

Letzte Nacht hab ich das Schnittmuster fertig gezeichnet, 19 verschiedene Schnittteile sind es geworden, mit sicher nochmals so vielen Zwischenschritten und Konstruktionsteilen. Da hab ich über eine Woche dran gesessen, immer wenn ich konnte, und es wurde einfach nicht fertig.

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Die Schnittteile schön ausgebreitet

Und heute hab ich den Stoff ausgelegt und angefangen zuzuschneiden, und bevor ich es merkte hatte ich 35 Teile zugeschnitten und konnte anfangen mal wirklich zu nähen. Und das läuft auch schon erstaunlich gut, erst recht nach so einer langen Pause.

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Ein Haufen Stoff, die eine Vorderseite schon fertig – mit Tasche!

Die Katze unterstützt mich auch regelmässig, am liebsten in dem sie sich auf dem Tisch ausstreckt und beruhigend schnurrt. :)

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So sieht Motivation aus

 

 

 

 

Reboot!

Es ist viel passiert hier im Schwanenheim seit dem letzten Beitrag (fast zwei Jahre ist das her, oh weh!). Das Fräulein ist zur Frau geworden (und war das eine hektische Aktion, über ein Jahr vorher das Datum festgelegt, und dann 3 Wochen vorher mit der Planung angefangen! Hat irgendwie alles geklappt und war wunderschön). Sie ist umgezogen, in ein kleines Arbeiterhäuschen vom ausgehenden 19. Jahrhundert (sehr schnuckelig, mit kleinem Garten, Denkmalschutz, 5 Minuten in den Wald (der war vorhin voller Glühwürmchen!), 10 Minuten zu Bahnen und Geschäften). Sie hat einen Hund (oder besser, ihr liebster hat einen Hund, Husky-Irgendwas Mischung und reinrassiger Flötschkopf). Katze hat sie natürlich immer noch (die liegt auf dem Bügelbrett auf dem neues Rock und verteilt die obligaten Haare drauf).

Viel unschönes ist auch passiert, haarsträubende Stromrechnungen (scheiss Nachtspeicher!), Schimmel in der Wohnung, Streit mit Vermieter, Probleme mit Gesundheit, und und und, so das die Diss ständig am Rande der Erschöpfung stand. Entsprechend ist sie auch immer weniger dazu gekommen was zu nähen, und zuletzt standen ihre Nähmaschinen über ein Jahr still.

Doch seit dem Umzug im Februar geht es ihr ständig besser. Es stehen zwar immer noch ein paar volle Kartons rum (drei Stück nur noch!), und ein paar Details müssen noch erledigt werden bis das alles im Haus so ist wie es sein soll, aber das erledigt sie alles Stück für Stück. Seit sie einen Wäschetrockner hat (und nicht mehr den viel zu kleinen, dunklen, feuchten Waschkeller teilen muss) bewältigt sie die Wäscheberge wieder. Der Garten wurde zwar die letzten Jahre vernachlässigt und benötigt sehr viel Arbeit, aber irgendwie tut diese Arbeit sehr gut.

So ging es ihr die letzten Monate immer besser, und am WGT (das erste wo sie nichts neues selbstgenähtes zum anziehn hatte!) schliesslich hat sie verlauten lassen das sie wohl bald wieder mit nähen anfangen könne.

Letzten Freitag war sie dann im Stoffladen, und seither hat sie jeden Tag ein klein wenig was gearbeitet, so das inzwischen schon das erste Projekt fertig ist! Als Einstieg gab es was einfaches, einen Sechseckrock (wie ein Kreisrock, aber eckiger) aus einem schwarz/violett gestreiften Stoff (na ja, eher ganz tief dunkelblau als schwarz). Sie hat sich mühe gegeben das die Streifen an den Nähten auch schön aufeinander treffen, weils dann einfach besser aussieht. Weil der Stoff etwas leicht und nicht ganz undurchsichtig ist kam darunter eine Lage schwarzen Chiffon, gleich geschnitten aber nur am Bund mit dem anderen verbunden. Der ist zwar auch ziemlich durchsichtig, aber zusammen genommen passt das. Eigentlich wollte die Diss den unteren Rock mit einem Rollsaum säumen, aber das hat nicht so gut geklappt, also ist der auch normal gesäumt.

Ein Rock auf einem Bügelbrett
etwas unscharf, handyfoto, sorry
Details vom vorigen Rock
Details vom Bund, mit Knopf, Label, Reisverschluss, und schön aufeinander treffenden Streifen

So, und das wärs dann auch vom ersten neuen Blogeintrag.

 

Logbuch:

Einkauf: 2m gestreifte Baumwolle, 1.5m Chiffon, 1m roter Cord, 1 Knopf, 1 Rolle Garn

Verarbeitet: 2m gestreifte Baumwolle, 1.5m Chiffon, 1Knopf, 1 Reissverschluss, 1m Formband

Fertiggestellt: 1 Hex-Rock

Ein mal Transilvanien retour

Das Fräulein war fleissig, und das Cape ist schon fertig. Jetzt kann sie endlich dem Grafen in angemessener Bekleidung einen Besuch abstatten. Oder auch nicht, sie hat irgendwie nichts was so wirklich dazu passen würde. Aber sie wollte halt das Cape nähen, und zwar schon seit langem – den Stoff dazu hat sie schon vor zwei Jahren gekauft.

Leider kennt sich das Fräulein nicht so gut aus in Stoffkunde, und sie kann deshalb nicht so genau sagen was es für ein Stoff ist, aber sie glaubt das solche Stoffe manchmal als Waschleder bezeichnet werden, und sie hat auch schon einen sehr ähnlichen gekauft welcher als „Peau de Peche“ (wörtlich: Pfirsichhaut) bezeichnet war. Gefüttert ist es mit einem normalen Polyesterstoff in der Farbe des Fräuleins Blutes.

Vom Schnitt her ist es ein einfacher Halbkreis mit einem Halsausschnitt und zwei Abnähern für die Schultern, aussen besteht er tatsächlich aus nur einem Stück Stoff. Das ergibt dann auch gleich die Länge vom Cape, Stoffbreite minus Halsausschnitt. Die Papierversion aus dem letzten Beitrag hat das Fräulein übrigens benutzt um die beiden Abnäher und die genaue Breite vom Halsausschnitt zu erarbeiten. Die Innenseite ist deutlich komplizierter (aber immer noch einfach) mit im ganzen vier Teilen. Aber auch das war immer noch eine sehr einfache Sache, überhaupt waren die einzigen Schwierigkeiten (wenn sie denn so genannt werden können) die Länge der Nähte und allgemein die Grösse des Stückes (der Saum misst 4.5 Meter).

Es wäre durchaus möglich das Cape noch länger zu machen, aber dann würde nicht nur die benötigte Menge and Stoff deutlich zunehmen, dann müsste auch der Oberstoff aus mehreren Stücken zusammengesetzt werden, und das ganze wäre nochmals komplizierter.

Als nächstes näht das Fräulein nun ihrem Freund eine Hose. Das wird auch eine Herausforderung, sie hat das nämlich noch nie gemacht.

Es tut sich was

Das Fräulein kann zwar noch kein fertiges Projekt vorstellen, aber immerhin tut sich was. Ein Stoff den sie schon vor zwei Jahren gekauft hat soll endlich verarbeitet werden, und da bastelt sie gerade ein wenig am Schnittmuster herum. Und dazu hier ein kleines Foto zur Appetitförderung.

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Das Fräulein ist zurück!

Nun ist es schon ein paar Monate her das das Fräulein von sich hat hören lassen, aber sie lebt noch, und sie ist zurück. Viel ist passiert inzwischen, fast alles zum Guten. Sie war auch viel unterwegs, in den letzten 3 Monaten war sie im ganzen einen Monat im Ausland. Dazu hatte sie auch noch Besuch, da blieb nicht viel Zeit zum nähen.

Sicher das grösste und wichtigste und wunderbarste Ereignis vom Sommer ist das sich das Fräulein verliebt hat. Nicht bloss verliebt, glücklich verliebt! Er ist wunderbar, und schön, und lieb, und immer sehr aufmerksam und achtsam, und sexy, und sehr intelligent, und total freakig, und so genial, und toll, und völlig einzigartig, und wunderbar (Moment, das hat das Fräulein schon gesagt), und sie liebt ihn so sehr!

Hier trägt er das Korsett welches das Fräulein für ihn genäht hat, das Fräulein selbst ist im Schmüsekleid von Natron & Soda, ihrem ganz ersten selbst-genähten Kleid. Das Korsett ist aus weissem Kunstleder und zwei Lagen Coutil und mit 22 Stäbchen verstärkt, alle Nähte auf welchen Zug liegt sind doppelt genäht, und das Fräulein sorgt sich immer noch das es vielleicht nicht genug ist, so sehr reduziert es die Taille. Es ist auch von der Verarbeitung her das beste Stück welches wie bisher genäht hat, worüber sie auch Stolz ist.

Leider wohnt er sehr weit weg, Google sagt es seien fast 800 km, und da sieht sie ihn viel zu selten, aber in ungefähr einem halben Jahr kann sie zu ihm in die Nähe ziehen.

Ansonsten wollte das Fräulein heute noch zwei weitere Sachen zeigen, nämlich hat sie sich letzte Woche einen flauschig-warmen Rock genäht, genau rechtzeitig zum Kälteeinbruch. Die schwarzen Panele sind aus schwerem Baumwollsamt, wie der Stoff für die Keile heisst weiss das Fräulein leider nicht, aber er ist etwas leichter und viel weicher. So fällt er ziemlich gerade, hat aber trotzdem eine Saumlänge von fast drei Metern, so das das Fräulein viel Bewegungsfreiheit geniesst.

Zwei überlange Gürtel am Bund sorgen dafür das der Rock nicht herunterrutscht.

Das zweite ist eine kleine Schallplattentasche für eine Freundin. Sie lag schon seit einem ganzen Jahr herum und wartete darauf das das Fräulein sich endlich ihr widmen würde und sie fertigstellen. Viel gab es eigentlich nicht zu tun, der Träger musste noch genäht werden, die Singles befestigt, und vor allem hatte das Fräulein geplant neue Etiketten für die Platten zu entwerfen. Und genau dieser Punkt hatte sie gestoppt, sie kann zwar so einigermassen mit Photoshop umgehen, aber es liegt ihr nicht besonders, und wenn dazu noch die Inspiration streikt geht gar nichts. Jetzt hat sie sich entschieden einfach die Etiketten von ihrer letzten kleinen Schallplattentasche wiederzuverwenden, und das Problem war gelöst.

Ein paar Photos vor dem Schlafengehen

Das Fräulein sollte im Bett sein – tatsächlich ist sie schon im Bett, aber sie sollte schlafen statt hier im Blog Sachen schreiben. Aber vorhin hat sie die immer noch unfertige Jacke mal schnell auf die Schneiderpuppe gehängt und fotographiert, und sie will euch diese Bilder nicht vorenthalten. Verzeiht bitte den nicht ganz ordentlichen Hintergrund, und Klick macht wie immer gross.

12 Tage!

Offiziell sind es noch 14 Tage bis zum WGT, welches ja vom 25. bis zum 28. Mai (nicht Juni wie das Fräulein erst geschrieben hat) stattfindet. Aber wie alle wissen fängt es ja eigentlich schon am 24. an, und da das Fräulein doch eine ziemlich lange Anreise hat (fast 1000 km Fahrt) reist sie hier schon am 23. ab. So kann sie noch bei Freunden welche dieses Jahr nicht ans WGT kommen können einen kleinen Zwischenhalt einlegen, und sie freut sich schon sehr auch diese zu sehen.

Ihren grossen Plan welchen sie ende März aufgestellt hatte konnte sie zwar nicht verwirklichen, das ist schon lange klar geworden, aber mindestens das grosse Outfit wird sie sicher zustande bringen. Dazu mal der Jetztzustand (klick macht gross):

Klar sichtbar ist das das Fräulein seit dem letzten Foto gut voran gekommen ist. Vom ganzen schweren Satin welchen sie zugeschnitten hat ist nur ein einzelnes kleines Teil noch nicht vernäht, welches mit einer kurzen geraden Naht befestigst wird sobald sie sich entscheidet wo dieses hin kommt (es gibt da verschiedene Möglichkeiten, strukturell ist es komplett nebensächlich).

Und was ist eigentlich in dem Foto zu sehen? Wem das eh schon völlig unverständlich aussieht darf diesen Absatz auch getrost überspringen. Die grosse Ausbuchtung in der unteren Mitte ist der untere Rückenteil, die Wirbelsäule verläuft zwischen dem D-Ring und der grossen Öse in Richtung Trinkglas. Links davon unter der grünen Nadeldose ist die linke Schulter, von welcher der (sehr lange) Ärmel links an der Ausbuchtung vorbei bis an den unteren Bildrand geht. Die drei auf Brokatstreifen montierten Schnallen links davon liegen über Magen und linker Brust. Der äusserste Zipfel neben den Garnrollen wird rechts um den Körper bis unter den Arm geschlungen und liegt dann über der schrägen Kante ganz rechts im Bild, welches auf etwa 2/3 der Länge mit der Unterkante vom Zipfel links verknöpft wird. Am restlichen Drittel wird noch der rechte Arm angesetz, welcher links im Bild neben den zwei Brokatstreifen verknüpft wird, der rechte Arm wird aber aus technischen Gründen aus einem anderen, weicheren Satin geschnitten.

Als nächstes muss der rechte Ärmel genäht werden, dies ist zum Glück weder kompliziert noch Aufwendig. Verschiedene der Nähte sollen knapp neben der Naht nochmals abgesteppt werden, und dann sollen alle Knöpfe aufgenäht werden (20 Stück im ganzen, wobei etliche davon rein dekorativ sind). Nachher gilt es das Futter einzunähen, die restlichen Knopflöcher erstellen, alles mit noch mehr Brokat verzieren, und die Schnürung im linken Ärmel anzubringen. Es ist zwar etwas ambitiös, aber das Fräulein glaubt bis Sonntag fertig zu werden.

In der Zwischenzeit trägt sie übrigens täglich ihr neues Korsett. Mit 15 cm Reduktion ist es doch etwas extremer als das Fräulein gewohnt ist, mal abgesehen davon das sie eigentlich nur zu besonderen Anlässen Korsetts trägt. Ein Wenig Korsetttraining ist also durchaus angebracht wenn sie am WGT darin bequem sein will.

Schwarz und Silber

Zuerst mal hat das Fräulein eine gute Nachricht. Das Monster ist eben (vor weniger als einer Stunde) in Australien angekommen, und ihre Freundin dort unten ist völlig aus dem Häuschen. Zitat: „OMG, Ich glaube ernsthaft das dies das bequemste Kleidungsstück ist welches ich je getragen habe!“ Fotos werden sicher bald folgen, aber ihr Freund liege faul im Bett. Aber das Fräulein ist auf alle Fälle froh das es passt, das Monster hat wirklich extreme Proportionen und sie musste beim Schnitt berechnen ziemlich spekulieren und hoffen das das dann auch funktioniert. Und weil es nach Australien sollte war auch keine Anprobe möglich.

Das also mal die gute Nachricht. Inzwischen ist aber schon viel später als das Fräulein auf bleiben wollte, und viel schreiben wird sie deshalb jetzt nicht mehr. Aber eine kleine Momentaufnahme von der Jacke soll es doch zu sehen geben.

Das ist die Jacke, in Einzelteilen. Eigentlich nicht mal mehr so sehr in Einzelteilen, die Elemente welche vor dem vernähen schon Deko oder andere Details benötigen sind fast fertig, nur noch ein paar grosse Ösen auf 7b und einige Knopflöcher auf 2b und 6b fehlen (falls jemand unter den Lesern das Schnittmuster entschlüsselt hat machen die angaben Sinn). Nachher wird alles zusammengesetzt, und das sollte eigentlich relativ schnell gehen, schliesslich sind das mit wenigen Ausnahmen nur gerade Nähte.

Das Futter ist übrigens auch schon fertig genäht und hängt lässig auf der Schneiderpuppe herum, wenn also der schwarze Satin fertig ist können die beiden Elemente schnell vereint werden. Inzwischen bleibt das Fräulein hingerissen vom visuellen Effekt den das Silberbrokat auf dem tiefschwarzen Satin erreicht. Was Brokat ist weiss sie da schon lange (Stoff mit eingewobenen feinen Metalldrähten, für wer das nicht weiss), aber das ist das erste Mal das sie damit arbeitet, und es ist wirklich ein fantastischer Effekt. Im ganzen kommen 10 Meter von dem Band an die Jacke.

Und es geht weiter!

Es sind nicht mal mehr 4 Wochen bis zum WGT, und da kann sich das Fräulein schlecht leisten Auszeiten zu nehmen. Schon bloss das sie gestern vor allem damit verbracht hat in ihrem neuen Korsett herumzustolzieren statt etwas zu arbeiten hat sie verärgert, und heute hatte sie auch einen schweren Start.

Am Schluss hat sie sich dann doch aufgerafft und zuerst ihren Stoff gebügelt, dann das Schnittmuster für ihre Jacke übertragen. Irgendwann wünscht sie sich einen richtig grossen Tisch für solche Arbeiten, aber diese Nacht musste sie das am Boden machen.

Mit ein Grund wieso sie alles auf den Stoff übertragen wollte bevor sie anfängt drauflos zu schneiden war das sie sich nicht sicher war ob sie nicht vielleicht zu knapp gewesen sei als sie den Stoff bestellt hat, aber zumindest diese Sorge hat sich nicht bestätigt. Im Gegenteil, sie wird ziemlich sicher genügend Stoff übrig haben um damit z.B. ein weiteres Korsett nähen zu können. Also alles in allem ein guter Tag.

Das mit dem grossen Tisch zum zuschneiden ist übrigens ein Grund wieso das Fräulein „kleine“ Projekte wie Korsetts oder Handtaschen gegenüber grossformatigeren Sachen wie langen Röcken vorzieht. Sie kann diese auch auf ihrem ganz normal grossen Tisch ohne Probleme kreieren, und das ist doch viel gemütlicher als stundenlang auf dem Boden zu knien.

Ein tolles Gefühl

Es ist immer ein tolles Gefühl mit einem Projekt fertig zu werden. Noch viel toller ist es mit einem richtig gelungenen Projekt fertig zu werden, welches optisch stimmt und auch intern nur in wenigen Aspekten ein wenig verbesserungswürdig ist (perfekt gelingen kann ein Projekt nie, aber man kann sich immer weiter an die Perfektion annähern).

Und das ist dem Fräulein mit ihrem neuen Korsett gelungen. Ein paar wenige Mängel sieht sie, das ist normal, wenn nicht sogar gut, denn diese Mängel zeigen ihr auch wo sie sich nächstes mal verbessern kann. Und da diese ausnahmslos von aussen bzw. für nicht Eingeweihte nicht sichtbar sind wird sie nicht weiter darauf eingehen.

Weil dies ein Nähblog ist sollen aber die technischen Details erwähnt werden. Der Oberstoff ist wie das Fräulein schon vorher geschrieben hat ein Broche, das Futter ein leichter Coutil (leicht für Coutil). Beide lassen sich sehr gut verarbeiten, sie hat sich etwas Sorgen gemacht das die Stoffe vielleicht etwas gar steif zum verarbeiten sein würden, das hat sich aber nicht bestätigt. Auch auf den Ober- und Unterkanten, welche sie wie mit Schrägband (aber halt gerade Geschnitten, sie hatte nur noch wenig Stoff übrig) versäuberte, liess sich der Broche problemlos verarbeiten, obwohl da zusätzlich zu den Stofflagen des Korsetts noch vier Lagen Stoff dazu kamen.

Zum ersten mal hat sie statt Tunnels für die Stäbchen selbst zu nähen vorgefertigte gewobene Tunnels benutzt. Diese lohnen sich durchaus, sie sind nicht teuer und ersparen doch ein, zwei Stunden Arbeit. Zudem sind sie gleichmässiger als auch die besten Selbstgemachten welche das Fräulein bisher gefertigt hat, was auch hilfreich ist.

Genäht ist es wie in der Anleitung von Steelrose/Rosa-Chalybeia in zwei Lagen welche dann verbunden werden. Weil das Fräulein sich aber wünschte das die Struktur der Stäbchen von Aussen sichtbar sei sind die Tunnels nicht auf das Futter aufgenäht, sondern an der Nahtzugabe vom Oberstoff angenäht. Dann hat sie die Schliessen eingenäht und Panel für Panel die Stäbchen eingesetzt und durch beide Lagen festgenäht. Nur die Hüftteile sind nicht auf die Art miteinander vernäht.

Zur Verstärkung hat das Fräulein Spiralfedern benutzt, weil alle Nähte, aber gerade die um das Hüftteil, geschwungen sind. Im Rücken beidseitig der Schnürung ist natürlich Federstahl drin, die darf sich natürlich nicht verziehen. Alle Stäbchen sind 11 mm breit, im ganzen 4 aus Federstahl und 18 aus Spiralfedern. Die Planchetten für die Schliesse sind 1 Zoll (26 mm) breit mit vorgebohrten Löchern für die Schwenkhaken, welche dann durch diese Löcher hindurch festgenietet werden.

Das Material mit Ausnahme von den Stäbchen hat das Fräulein alles bei Vena Cava Design gekauft, und sie ist damit sehr zufrieden. Leserinnen aus Deutschland werden wohl schon bloss wegen den Versandkosten lieber bei einem dortigen Shop wie Piccoli oder Nehelenia einkaufen, für das Fräulein sind die Versandkosten aus England geringer als aus Deutschland, und sie schätzt die sehr grosse Auswahl bei Vena Cava.

Das andere ganz tolle Gefühl welches einem ein Korsett verleiht ist natürlich das vom Korsett tragen. Und da liegt es dem Fräulein wunderbar eng an, und obwohl es das engste ist welches sie bisher für sich genäht hat, die Taille misst nur noch 66 cm, drückt es ihr weder auf dem Hüftknochen noch auf ihren etwas hervorstehenden Rippen, beides Zonen wo sie von anderen Korsetts blaue Flecken gekriegt hat. Höchstens ihre Verdauung protestiert ein wenig dagegen so zusammengeschnürt zu werden. Die nächsten Wochen wird das Fräulein das Korsett regelmässig tragen, sie hat den ganzen Winter über kaum je ein Korsett getragen und muss sich wieder etwas daran gewöhnen.

Weiter geht es nun mit den anderen WGT-Sachen, während in ihrem Hinterkopf schon die nächsten Pläne flattern.