Selbsterkentniss und Schneiderpuppen

So, das Fräulein meldet sich mal wieder. Eigentlich hat sie diesen Eintrag schon vor eiber Woche schreiben wollen, aber irgendwie ist sie nie dazu gekommen (die Schuld einem gewissen Spiel zuzuschreiben wäre möglich, aber im Endeffekt sollte das Fräulein selber ihre Verantwortung übernehmen). Jetzt liegt sie aber in der Nachbarstadt bei einem Freund im Gästebett und kann nicht schlafen, also tippt sie mal einen Eintrag auf ihrem Handy (sie bittet um Verzeihung für etwaige Tippfehler).
Wie das Fräulein im letzten Beitrag erwähnte hat sie von ihrer Schwester eine Schneiderpuppe erhalten. Das Model ist eine Supa-Fit von — irgend einer Marke an welche das Fräulein sich nicht erinnern kann. Was ja nicht so wichtig ist. Auf jeden Fall ist es eine in der Grösse einstellbare Puppe, und zwar in der Grösse S (laut Anleitung gibt es noch „Pettite“ als kleinere Grösse).
Das Fräulein hat sie auf jeden Fall sofort mit Freude zusammengebaut (den Ständer zusammen- und den Körper drauf gesteckt) und angefangen an den Rädchen zu schrauben um die gewünschte Grösse zu erhalten. Die Rückenlänge richtig einzustellen war ein wenig ein Murks, vor allem weil sie dafür den Körper auf die maximale Länge strecken musste. Den Halsumfang musste sie nachmessen, der war dafür auch einfach einzustellen. Dann hat sie die Puppe aus ein paar Metern Entfernung betrachtet und hat einen kleinen Schock erlebt.
Den die Puppe ist viel dünner als das Fräulein sich in ihrem Selbstbild sieht. Die Puppe ist dünner als sich das Fräulein im Spiegel sieht.
Wer Erfahrung mit Essstörungen hat (andere Leute vielleicht auch) weiss sicher das viele Frauen ein verzerrtes Selbstbild haben. Das Fräulein hat selbst auch etliche Jahre mit Essstörungen gekämpft, und weiss das eigentlich sehr gut. Aber das liegt doch schon länger zurück, das Fräulein hat sich aus dem Sumpf herausgekämpft, und ihre Beziehung zu ihrem Körper ist um Grössenordnungen besser als damals. Und das Fräulein hat geglaubt sie hätte ein relativ korrektes Selbstbild.
Und dann sieht sie sich dank der Schneiderpuppe mal richtig von aussen, und jetzt muss sie ihr Selbstbild doch überarbeiten. Sie hat ja gewusst das sie schlank ist, aber jetzt versteht sie was ihre Freundinnen meinen wen sie sagen sie sei soooooooo schlank.