Jetzt die Hände warm kriegen

Jetzt hat das Fräulein ihren warmen Rock für den Winter. Ein schönes langärmeliges Oberteil hat sie auch schon fertig – das war ihr erstes ernstes Projekt mit Jersey und sie ist ziemlich zufrieden damit, sie hat daran auch zum ersten mal mit einer Zwillingsnadel gearbeitet, aber hier nicht weiter vorgestellt. Mit dem was sonst noch so in ihrem Kleiderschrank rum liegt dürfte sie für den Winter gewappnet sein, ausser es gäbe wieder einen scheusslich kalten wie letztes Jahr (was nicht zu erwarten ist).

Aber das Fräulein fährt gerne Fahrrad. Es ist für sie sogar bei weitem das wichtigste Verkehrsmittel in der Stadt. Das einzige durch das sie sich aufhalten lässt sind vereiste Strassen, auf denen kann sie nicht sicher fahren, aber seit sie in der Stadt wohnt ist ihr sonst noch kein Wetter in den Weg gekommen welches sie vom Fahrradfahren abgehalten hätte. Und da können die Finger gerne mal anfangen zu frieren.

Deshalb, aber nicht nur deshalb, hat sie jetzt angefangen Handschuhe zu nähen. So neu ist die Idee für sie nicht mal, schon im Spätsommer hatte sie mal einen ersten (sehr improvisierten) Versuch dazu gestartet, aber dann schnell gemerkt das Handschuhe doch etwas komplizierter sind und nicht ganz so einfach improvisiert werden können.

Nun hat sie aber eine Anleitung gefunden (hier klicken), und näht nach dieser mal ein erstes Probeteil. Den perfekten Stoff dazu hat sie auch schon gefunden, ein wunderschönes flauschig weiches Gewebe welches sich wie weichstes Wildleder anfühlt. Zuerst gibts jedoch ein Probeteil aus einem ähnlichen aber grell orangenen Stoff von dem sie noch ein Reststück hatte.

Später soll es dann sicher auch noch zu ihrem Steampunk Ensemble Handschuhe geben. Und überhaupt liebt sie Handschuhe, nicht nur von der visuellen Ästhetik her, sondern sie findet sie auch sehr sinnlich. Das englische Wort für Handschuhe, Gloves, empfindet sie dafür viel passender. Es vermittelt dem Fräulein nicht die gleiche Härte wie „Schuhe“, sondern hat einen Unterklang von eng umhüllen, an eine sanfte Barriere zwischen Haut und Umwelt welche trotzdem noch eine fast uneingeschränkte, in gewisser Weise fast gesteigerte Sinneswahrnehmung erlauben. Das Fräulein empfindet Handschuhe als unverschämt sinnlich, zum tragen, aber vor allem zum berühren und berührt werden.

Was warmes für den Winter

Das Fräulein muss immer wieder mal betonen das sie kein Grufti ist. Es ist zwar richtig das sie ums Leben gerne ans WGT geht und sich dort wohl fühlt wie Bela Lugosi in einem massgezimmerten Sarg. Es ist auch richtig das sie ihre helle Haut schätzt, und sich mit Parasol und Schutzfaktor 50 dagegen schützt Farbe anzunehmen. Es kann auch nicht verneint werden das sie ein ausgesprochenes Nachtleben führt und gerade zu dieser Jahreszeit höchstens nach dem Erwachen ein Stündchen oder zwei Tageslicht erlebt bevor es eindunkelt. Auch bei der Musik deren Murmeln unter ihren Kopfhörern zu erkennen ist würde sich so mancher Grufti wohl fühlen.

Aber dennoch, und da würden ihr ihre Freundinnen und Freunde auch zustimmen, ist sie ganz klar kein Grufti (Oder Gothic oder was auch immer – sie versucht hier im Blog möglichst schön Deutsch zu schreiben, und Gothic stört sie da immer. Und sie ist alt genug das Grufti nicht anachronistisch tönt). Sie ist viel zu ungestüm, zu wild, zu heftig, zu grell, zu … zu sehr alles, um einfach so in einer dieser Gruppen der Subkultur angesiedelt zu sein.

Wobei sie natürlich schon verstehen kann das manche ihr das nicht glauben wollen, das sie kein Grufti sei, wenn immer mehr ihrer Kleider schwarz sind. Und so hat sie auch endlich die Brücke gemacht von ihrer Einleitung (wohl eher ihrer Abschweifung) zum eigentlichen Sinn dieses Beitrags, nämlich ihren neuen Rock vorzustellen.

Dieser ist wunderbar einfach. Vier lange gerade Bahnen, oben mit ein paar Abnähern und einem Bündchen, unten mit eingesetzten Keilen. Das ganze ist aus schwarzem Fleece und schön kuschelig warm. Es sind zwei Sorten Fleece, die langen Bahnen sind einfach schwarz, auf den Keilen und dem Bündchen sind viele Herzchen mit Zickzackstich und wechselfarbigem Garn aufgenäht.

Klick macht wie immer gross. Und übrigens hier noch der klare Beweis das das Fräulein kein Grufti ist, man muss bloss mal auf ihre Socken gucken.

Das Puzzle gelöst

Das Fräulein ist gerade etwas müde, aber das erste Probeteil für ihre Jacke hat sie nun fertig. Fotos hat sie noch keine, es ist auch relativ schwierig die Jacke zu präsentieren weil sie ja erstens zu klein für das Fräulein ist, sie sie also nicht anziehen kann, und zweitens wegen der aussergewöhnlichen Form schlecht auf einem Kleiderbügel sitzt. Und eine Schneiderbüste auf welche sie die Jacke drapieren könnte hat sie (noch) nicht.

Das Schnittmuster ist, wenn es genau betrachtet wird, gar nicht so unverständlich wie es auf den ersten Blick aussieht. Von den 63 Teilen fallen 12 direkt weg, diese sind einfache Doppel für die Teile vom linken Arm. Der linke Arm selbst umfasst 15 Teile in zwei Versionen, entweder ein schlichter Ärmel aus 3 langen Panelen, oder eine kompliziertere Version aus 12 Teilen (plus die 3 langen Teile als Futter). Diese 15 Teile sind klar zu erkennen und einfach aussortiert und schnell zusammengepuzzlet.

Von den Verbleibenden 36 Teilen ergeben 4 zusammen den rechten Ärmel, die sind auch klar markiert. Weitere 11 Teile, alle Orange gefärbt, sind die verschiedenen Bänder und Gummi die auf den fertigen Versionen zu sehen sind. Die sind alle mit römischen Ziffern nummeriert, und bei genauer Betrachtung der anderen Schnittteile ist gut zu erkennen wo welche davon wie verarbeitet werden sollen.

10 weitere Teile, von eins bis zehn durchnummeriert, ergeben den Körper der Jacke. Die ersten 8 von denen werden jeweils immer an das vorhergehende Teil genäht, dabei zeigen die Markierungen und Notizen wie genau sie aneinanderpassen. Das neunte liegt dann quer zu denen, und das zehnte wird wieder ganz normal an jenes angenäht. Dies geht alles deutlich aus den Markierungen und Anweisungen auf den Schnittteilen hervor.

2 von den 11 übrigen Teilen ergeben Innenfutter an einer Stelle wo dessen Schnitt vom Oberstoff abweicht. 6 sind verschiedene Laschen die an diversen Stellen eingebaut werden, diese sind alle auch klar verständlich und können bis auf eine je nach Geschmack auch weggelassen werden.

Die 3 letzten Teile sind die am schwersten verständlichen. Sie gehören unten an den Rücken vom Körper, so viel ist klar, aber es scheint mindestens zwei verschiedene Methoden zu geben diese anzusetzen. Je nach dem wie diese angesetzt werden wird die Jacke auch unterschiedlich geschlossen, und ganz ehrlich weiss das Fräulein noch nicht welche Version „richtig“ ist, beziehungsweise welche sie umsetzen wird. Sie hofft das sie noch eine Möglichkeit finden wird dies so zu lösen das beide Variationen die Jacke zu schliessen erhalten bleiben, da sich der Stil der Jacke dabei doch deutlich ändert.

Im ganzen Prozess vom rausklügeln was wie zusammengehört hat das Fräulein eigentlich nur zwei mal Schwierigkeiten gehabt. Einerseits die drei eben erwähnten Teile, bei welchen die Unklarheit erhalten bleibt – das Fräulein hat sehr schöne fertige Modelle der Jacke in beiden Versionen gesehen. Andererseits hatte sie wesentliche Probleme mit dem rechten Ärmel weil sie ein kleines Schnittstück auf welchem zwei Druckknöpfe montiert werden versehentlich dem linken Ärmel zugeordnet hatte. Mit diesen wird der Ärmel dann am ersten Panel vom Körper festgeknöpft, so das der Ärmel beim Öffnen der Jacke jedes mal auch geöffnet wird.

Diese beiden Schwierigkeiten hat das Fräulein aber, das muss sie ehrlich sagen, nicht selber gelöst. Sie verdankt deren Lösung drei besessenen NäherInnen welche das Schnittmuster gemeinsam entschlüsselt haben und darüber in einem Beitrag auf dem Forum bei Craftsters berichtet haben. Den dreien gehört hierzu alles Lob.

Eigentlich hätte das Fräulein noch viel mehr zu schreiben, sowohl Ideen und Pläne rund um die Jacke als auch verschiedene andere Sachen, aber dazu ist jetzt leider die Zeit zu spät und das Fräulein zu müde. Aber bald gibt es wieder Neuigkeiten, das verspricht das Fräulein.

Es macht sich was

Heute hat das Fräulein mit nur wenigen Unterbrechungen fast den ganzen Tag arbeiten können. Zwischendurch hat sie zwar auch Pause gemacht, mal mit ihren FreundInnen gechattet, ein wenig geflirtet, auch mal etwas zu essen gemacht, ein wenig im Internet gewühlt, aber den grossen Teil des Tages hat sie gearbeitet.

Wer das Fräulein kennt weiss das das ein ausgezeichnetes Zeichen ist das es ihr gut geht. Sie schöpft aus der Arbeit immer viel Freude und Kraft, und das Leben macht ihr mehr Spass. Das dabei noch etwas schönes und einzigartiges unter ihren Fingern entsteht ist, sie will nicht sagen eine Nebensache, denn wenn am Ende nichts dafür heraus käme wäre ihr das Nähen auch bald Leid, aber es ist eher ein Katalysator der vieles verursacht ohne selbst dadurch betroffen zu sein. Und dem Fräulein sei bitte für dieses Unding von einem Satz verziehen.

Auf jeden Fall kann das Fräulein schon etwas hübsches Zeigen. Der „Körper“ vom Probeteil ist nämlich fertig, und der linke Ärmel auch schon befestigt. Leider ist ihr das Teil deutlich zu klein und lässt sich nicht mal ansatzweise schliessen, aber das war ja nicht unerwartet. Es ist auch möglich das sie irgend ein wesentliches Schnittteil vergessen hat, was auch erklären würde wieso es auf der rechten Seite vom Körper nicht nur zu klein ist, aber so deutlich anders sitzt als auf den Photos.

Weil es ihr nicht passt hat sie es zum Fotografieren mal auf einen Kleiderbügel gehängt, den sie jedoch auch erst zurechtbiegen musste. Zuerst von Vorne, dann von Hinten (Klick macht wie immer gross):

Vielleicht wird das ganze die Form vernünftiger halten wenn sie dann mal den rechten Ärmel eingebaut hat, und die anderen fehlenden Teile, vor allem die hinten unten. Am liebsten würde das FräuleinMorgen gleich weitermachen, aber Morgen (und vermutlich Samstag auch) sind Aktivitäten mit Freunden angesagt (mit etwas Glück testet endlich jemand ihren neuen Flogger an ihr). Deshalb wird es wohl erst Anfangs nächste Woche Fortschritte geben.

Nur ein paar Worte

Anscheinend hat das Fräulein den Link zu ihrem Schnittmuster nicht deutlich genug hervorgehoben als sie das Projekt vor kurzem beschrieb. Deshalb hier nochmals:

John Galliano, „Piratenjacke“

Links das Schnittmuster, in der Mitte einiges an Blabla welches das Fräulein nicht all zu sehr ernst nimmt, und Rechts eine Galerie mit einigen fertigen Versionen aus dem Schnittmuster. Gerade die Galerie ist sehr nützlich, denn sie hilft mit dem zusammenpuzzeln von den vielen Teilen.

Das ist dann sowieso nicht so schwierig wie es vielleicht aussieht. Der linke Ärmel ist relativ gut zu erkennen, und der beansprucht schon 27 von den 63 Teilen. 3 weitere Teile ergeben den rechten Ärmel. Die Orangen Teile sind verschiedene Details welche appliziert werden sollen, deren Positionen sind auf den Schnitteilen klar markiert, und sie können vorerst ignoriert werden. Weitere 10 Teile ergeben den Körper von der Jacke, und die sind schön nummeriert, bloss wie die zusammengehören war ein wenig knifflig rauszufinden. Dann bleiben nur etwa 10 Teile übrig, über deren Platzierung das Fräulein zum Teil noch nicht ganz sicher ist. Aber selbst zu denen hat sie zu den meisten mindestens eine sehr gute Ahnung, wenn sie es denn nicht schon genau weiss.

Und da sie mit dem Zusammenbasteln schon so weit fortgeschritten ist hat sie sich diese Nacht auch schon an den Stoff gewagt, und die ersten sechs Teile vom Körper sind zusammengesetzt. Morgen kommt der restliche Körper dran, beide Ärmel, und dann werden die weiteren uneindeutigen Teile angebracht.

Schnittteile

Das Fräulein meldet sich wieder, mit dem ersten Update zu ihrem neuen Projekt, dem Jäckchen nach dem Schnitt von John Galliano. Am liebsten hätte sie das Schnittmuster ja auf 3 Bögen Din A0 ausgedruckt, so wie es in der Datei welche sie heruntergeladen hat vorgesehen ist. Aber auf die Schnelle fand sie keine Möglichkeit dies zu tun, auf jeden Fall nicht für einen halbwegs vernünftigen Preis (99 Franken – ca. 80 Euro – wollten die pro Bogen, da musste das Fräulein einmal leer schlucken und den Laden verlassen). Sie möchte gerne trotzdem noch einen Ausdruck in Originalgrösse machen, und inzwischen hat sie auch mit ein paar Freunden gesprochen welche Zugang zu entsprechend grossen Druckern haben und ihr dies zu einem deutlich vernünftigeren Preis machen können.

Aber so viel warten wollte sie nicht, deshalb hat sie sich erst mal die drei Bögen auf insgesamt 70 A4 Blätter aufgeteilt und ausgedruckt, die alle mit einer Unmenge an Klebstreifen zusammengestückelt, und sorgfältig ausgeschnitten. Im ganzen 63 Teile (hier auf ihrem Bett ausgebreitet, klick macht gross):

Der ganz grosse Vorteil von dieser Aktion: sie musste jedes einzelne Teil genau angucken, und konnte so sämtliche Details die darauf eingezeichnet sind studieren. So hat sie sehr viel über die verschiedenen Notizen und Markierungen welche auf den Schnittteilen markiert sind gelernt, und auch einige wesentliche Details über die Konstruktion als ganzes. Einige Teile versteht sie zwar immer noch nicht, aber das wird sich sicher noch ergeben.

Als nächstes gilt es nun Morgen den Schnitt, oder zum Anfang gewisse Bereiche davon, auf Stoff zu übertragen. Dann kann sie auch schon damit beginnen es zu vernähen. Updates folgen hier sicher bald.