Es ist immer ein tolles Gefühl mit einem Projekt fertig zu werden. Noch viel toller ist es mit einem richtig gelungenen Projekt fertig zu werden, welches optisch stimmt und auch intern nur in wenigen Aspekten ein wenig verbesserungswürdig ist (perfekt gelingen kann ein Projekt nie, aber man kann sich immer weiter an die Perfektion annähern).
Und das ist dem Fräulein mit ihrem neuen Korsett gelungen. Ein paar wenige Mängel sieht sie, das ist normal, wenn nicht sogar gut, denn diese Mängel zeigen ihr auch wo sie sich nächstes mal verbessern kann. Und da diese ausnahmslos von aussen bzw. für nicht Eingeweihte nicht sichtbar sind wird sie nicht weiter darauf eingehen.
Weil dies ein Nähblog ist sollen aber die technischen Details erwähnt werden. Der Oberstoff ist wie das Fräulein schon vorher geschrieben hat ein Broche, das Futter ein leichter Coutil (leicht für Coutil). Beide lassen sich sehr gut verarbeiten, sie hat sich etwas Sorgen gemacht das die Stoffe vielleicht etwas gar steif zum verarbeiten sein würden, das hat sich aber nicht bestätigt. Auch auf den Ober- und Unterkanten, welche sie wie mit Schrägband (aber halt gerade Geschnitten, sie hatte nur noch wenig Stoff übrig) versäuberte, liess sich der Broche problemlos verarbeiten, obwohl da zusätzlich zu den Stofflagen des Korsetts noch vier Lagen Stoff dazu kamen.
Zum ersten mal hat sie statt Tunnels für die Stäbchen selbst zu nähen vorgefertigte gewobene Tunnels benutzt. Diese lohnen sich durchaus, sie sind nicht teuer und ersparen doch ein, zwei Stunden Arbeit. Zudem sind sie gleichmässiger als auch die besten Selbstgemachten welche das Fräulein bisher gefertigt hat, was auch hilfreich ist.
Genäht ist es wie in der Anleitung von Steelrose/Rosa-Chalybeia in zwei Lagen welche dann verbunden werden. Weil das Fräulein sich aber wünschte das die Struktur der Stäbchen von Aussen sichtbar sei sind die Tunnels nicht auf das Futter aufgenäht, sondern an der Nahtzugabe vom Oberstoff angenäht. Dann hat sie die Schliessen eingenäht und Panel für Panel die Stäbchen eingesetzt und durch beide Lagen festgenäht. Nur die Hüftteile sind nicht auf die Art miteinander vernäht.
Zur Verstärkung hat das Fräulein Spiralfedern benutzt, weil alle Nähte, aber gerade die um das Hüftteil, geschwungen sind. Im Rücken beidseitig der Schnürung ist natürlich Federstahl drin, die darf sich natürlich nicht verziehen. Alle Stäbchen sind 11 mm breit, im ganzen 4 aus Federstahl und 18 aus Spiralfedern. Die Planchetten für die Schliesse sind 1 Zoll (26 mm) breit mit vorgebohrten Löchern für die Schwenkhaken, welche dann durch diese Löcher hindurch festgenietet werden.
Das Material mit Ausnahme von den Stäbchen hat das Fräulein alles bei Vena Cava Design gekauft, und sie ist damit sehr zufrieden. Leserinnen aus Deutschland werden wohl schon bloss wegen den Versandkosten lieber bei einem dortigen Shop wie Piccoli oder Nehelenia einkaufen, für das Fräulein sind die Versandkosten aus England geringer als aus Deutschland, und sie schätzt die sehr grosse Auswahl bei Vena Cava.
Das andere ganz tolle Gefühl welches einem ein Korsett verleiht ist natürlich das vom Korsett tragen. Und da liegt es dem Fräulein wunderbar eng an, und obwohl es das engste ist welches sie bisher für sich genäht hat, die Taille misst nur noch 66 cm, drückt es ihr weder auf dem Hüftknochen noch auf ihren etwas hervorstehenden Rippen, beides Zonen wo sie von anderen Korsetts blaue Flecken gekriegt hat. Höchstens ihre Verdauung protestiert ein wenig dagegen so zusammengeschnürt zu werden. Die nächsten Wochen wird das Fräulein das Korsett regelmässig tragen, sie hat den ganzen Winter über kaum je ein Korsett getragen und muss sich wieder etwas daran gewöhnen.
Weiter geht es nun mit den anderen WGT-Sachen, während in ihrem Hinterkopf schon die nächsten Pläne flattern.