Das Fräulein entschuldigt sich erst mal für ihre Schreibpause, sie erschrickt selbst dabei wie schnell doch so eine Woche vorbei geht. Aber die nächsten zwei Wochen wird sie vermutlich wieder etwas weniger aus gehen, und ihr (emotionales) Leben sollte auch sonst etwas weniger drunter und drüber gehen, also wird sie hoffentlich wieder mehr zum zeigen und schreiben haben.
Heute will sie ihr Zylinderchen zeigen welches sie schon im letzten Beitrag angekündigt hatte, und zwar gleich mit seiner Entstehungsgeschichte. Angefangen hat es natürlich mit einer Idee in Fräuleins Köpfchen, wo ja so viele Ideen rumspuken. Von irgend wo her hat sie auch die Idee das es geschickt sei solche Ideen vor der Arbeit erst mal zu skizzieren. Da sie aber nur so halbwegs zeichnen kann und ihr ihre Skizzen beim nähen nur selten wirklich weiter geholfen haben überspringt sie diesen Punkt normalerweise (ganz anders ist ein Konstruktionsschema, solche zeichnet sie immer wieder mal um sich einen Schnitt genau auszudenken). Doch ein kleines Zylinderchen, das schafft sie auch noch:
Daran zu erkennen sind eine Feder (verworfen), ein kleiner Schleier aus Chiffon oder Tüll (auch verworfen), ein Röschen aus Stoff (ganz am Ende auch noch verworfen) und ein Hutband (beibehalten, und mit einer Schleife verziert).
Zuerst mal galt es das Schnittmuster zu zeichnen, eigentlich sollte das ja ganz einfach sein, ein Kreis für oben, ein grösserer Kreis mit einem Loch drin für unten, und ein Streifen für die Seite. Aber halt! Der Zylinder ist gar kein Zylinder, sondern ein Kegelabschnitt. Das bedeutet für das Fräulein ihre angestaubten Geometriekenntnisse hervorkramen, ein wenig auf dem virtuellen Taschenrechner rumtippen, und dann zeichnen. Nach einigem auprobieren und tüfteln (mangels eines genügend grossen Zirkels) hat sie dann auch das Kreisbogensegment welches die Zylinderwand wird gezeichnet und ausgeschnitten.
Als nächstes hat sie das Schnittmuster auf den Stoff übertragen (den gleichen Satin wie schon früher, den ist sie langsam leid), mit steifer Vlieseline verstärkt (alles ausser der Oberseite, war ein kleiner Fehler, aber sie hatte nicht mehr von der steifen Vlieseline übrig und war genervt ob der feinen), und schon konnte sie ans nähen. Doch da wurde es erst richtig kompliziert, denn schon ab der zweiten Naht war der Hut in seiner Form gefestigt, das Fräulein konnte ihn nur mit Zwang unter das Füsschen der Nähmaschine schieben, die Stecknadeln kamen ständig in den Weg und überhaupt war alles viel zu klein und kniffelig.
Vielleicht hätte das Fräulein besser daran getan alles mit Faden zu heften statt mit Stecknadeln zusammenzustecken, und vielleicht wäre es am Ende auch einfacher gewesen das ganze von Hand zu nähen, aber das kann sie ja bei einem nächsten mal ausprobieren. Aber dennoch hatte sie bald ein Zylinderchen fertig das noch nicht mal so schief war wie sie befürchtet hatte.
Im Hintergrund sind da bereits die Schnittstücke aus schwarzem Taft für das Futter zu sehen. Die wurden auch wieder mit Vlieseline verstärkt (der feinen diesmal, aber war genügend stark, und diesmal auch der Deckel), in den gleichen kniffeligen Schritten zusammengenäht, und dann in den Oberstoff eingefügt. Das hört sich jetzt in den wenigen Zeilen viel einfacher an als es war, das Fräulein hat sich nochmals genau so sehr mit den Kniffeleien auseinandersetzen dürfen.
Weil das ganze immer noch nicht so stabil war hat das Fräulein dann ganz einfach das Papierschnittmuster mit eingebaut, das war schliesslich auf 120 g schwerem Papier gezeichnet. Das hat dann zusammen mit der Vlieseline auch gleich schön den einen Rahmen gemacht um welchen sie die Stoffkanten legen konnte um sie zu versäubern, so hat sie einen schönen Abschluss erreicht.
Doch selbst diese letzte Naht musste nochmals unter die Nähmaschine, und obwohl diese am Rand vom Hut ist war es noch immer kompliziert sie unter das Füsschen zu klemmen. Danach musste sie nur noch einen Streifen Chiffon zurechtfalten und mit einem schönen Schleifchen verzieren, und eine Haarspange ankleben, und fertig war das Hütchen, schön rechtzeitig zum ausgehen.